BMW M4 Coupé im Test: Coupé mit mächtig Qualm (2024)

Schluss mit dem Gefasel, dass die Welt untergehe, weil der zweitürige BMW M3 – jetzt BMW M4 – einen Sechsender statt eines Achtenders unter der Fronthaube hat. Nur zur Erinnerung: Das legendärste Triebwerk des M3 war der hysterisch drehende 3,2-Liter des E46, am krassesten natürlich als 360-PS-Version im CSL. Nein, Anlass zur Sorge bereiten uns eher die beiden Turbos: Es ist Schluss mit dem freien Saugen.

Nun wollen wir hier keinen Reliquienkult betreiben, das überlassen wir diversen Internetforen. Geben wir stattdessen diesem Triebwerk die Chance, ein Erweckungserlebnis zu werden: Vielleicht hängt der Turbo-Reihensechser so gierig am Gas wie ein Saugmotor.

Schaltgetriebe des BMW M4 erhöht Dramatik

Im Prinzip kennen wir ihn bereits: Es ist der sogenannte N55-Motor, der Dreiliter aus dem 435i – dort allerdings als Monoturbo. Für den M wurde er von oben (Zylinderkopf) bis unten (Kurbelgehäuse) umgekrempelt, vor allem mit zwei kleinen Ladern sowie neuen Pleueln und Kolben samt einer leichteren Kurbelwelle bestückt.

Lassen wir den alten Bekannten sprechen. Ein Druck auf den Startknopf – und befremdlich harsche Bässe ertönen. Ein kurzer Gasstoß, und das Ohr registriert außergewöhnlich deutlich artikuliertes Brabbeln. So, als würde sich in das Reihensechser-Maunzen ein Boxer-Knurren mischen. Stellen Sie sich vor, gleichzeitig würden ein BMW 435i und ein Porsche Carrera angelassen. Nix mit altem Bekannten, also.

Und es gibt noch einen Grund zum Staunen: BMW schickt den M4 tatsächlich als Handschalter. Dabei werden redaktionsintern längst Wetten abgeschlossen, dass der Schaltknüppel in Sportwagen aussterben wird – verdrängt vom Doppelkupplungsgetriebe. Das haben wir schon häufig bejammert. Und dieses Exemplar gibt uns wieder Grund hierzu: Sieht man vom leichten Ruckeln beim Einkuppeln ab (hervorgerufen durch das Zweimassenschwungrad), dann bringt der Gangwechsel einfach nur Freude. Er gibt uns diesen Moment zurück, wenn die Beschleunigung kurz aussetzt und einen Bruchteil später erneut über uns hereinbricht – was die Dramatik erhöht. Und beim Herunterschalten gibt der M4 selbstständig Zwischengas. Herrlich.

Druck hat der BMW M4 nun wirklich. Entscheidend sind hierbei weniger die 431PS als vielmehr die 550Nm Drehmoment. BMW verspricht sie zwischen 1.850 bis 5.500/min, wobei das Leistungsmaximum anschließend übernimmt und bis 7.300/min reichen soll. Aus dem Keller stemmt sich der Motor wie ein Dreiliter-TDI, lässt dann allerdings nicht nach, schiebt brachial durch die Mitte und dreht lustvoll bis an den roten Bereich. Ab 4.500/min flammen im Drehzahlmesser Leuchtdioden auf, die auf den nahenden Schaltpunkt hinweisen. Perfekt beschleunigt, reißt es ihn aus dem Stand in 4,2 Sekunden auf Tempo 100. Der bisherige BMW M3 brauchte selbst mit Doppelkupplungsgetriebe drei Zehntel länger.

Vom turbinenartigen BMW-Sound bleibt beim Ausdrehen nichts übrig. Ab 2.000/min mischt sich zum Turbofauchen ein vielzylindriges Stakkato-Hämmern. Diesem die richtige Motorbauart zuzuweisen, gelingt höchstens knapp über Standgas. Danach kippt das ganze in eine diffuse Kakofonie: Mal meint man, es trommelt ein vierzylindriger Rennmotor, dann könnte ein Fünfzylinder brodeln, danach ein V10 pochen.

Der BMW M4 klingt also außergewöhnlich, geht besser als ein handgeschalteter Porsche 911 Carrera S und braucht nebenbei bemerkt im Schnitt mit 11,5 Litern auf 100 Kilometer fast ein Viertel weniger als sein achtzylindriger Vorgänger (15,1). Ist das Turbotriebwerk also der Heilsbringer? Nun, da gibt es schon kleinere Kritikpunkte – sie betreffen die Aufladung selbst.

Angenehmer Federungskomfort

BMW hat das Ansprechen redlich optimiert. Doch physikalisch lässt sich ein Turboloch nicht wegentwickeln: Die Lader brauchen erst einmal Abgas, bevor sie ihre Arbeit beginnen. Allerdings haben es die Techniker geschafft, das Turboloch eher flach zu halten: Bereits im Saugbereich legt der Dreiliter kräftig los, der Übergang verläuft weich, und der Druck nimmt sukzessive zu.

Noch besser wird das Ansprechverhalten, wenn man per Knopfdruck das Mapping namens Sport plus aktiviert; dann ist ab 3.000/min nur noch ein sehr geringer Verzug zwischen Gasgeben und voller Beschleunigung zu erspüren. Allerdings schleicht sich ab und an im Teillastbereich ein leichtes Motorruckeln ein, wenn die Lader an- oder abblasen. Nebeneffekt in Sport plus: Die Auspuffklappe gibt das großflächige Grollen früher frei.

Ohnehin kann sich der BMW M4 mittels der drei Set-up-Tasten neben dem Schalthebel erstaunlich wandeln: Speziell die Spreizung der optionalen Stoßdämpfer ist BMW brillant gelungen. Auf Stellung Komfort wird das viersitzige Coupé zum angenehmen Langstreckenwagen – so gut hat noch kein BMW M3 gefedert. Selbst auf Sport plus bleiben unnötige Härten aus, freilich nimmt die Straffheit deutlich zu, spürbar an trockenen Stößen auf derben Bodenwellen.

Mit der neuen elektromechanischen Lenkung nimmt der BWM M4 Kurven kennerhaft und kompetent – aber nicht mehr komprimiert. Dafür wurde er zu groß und zu breit. Fans der dritten Generation müssen auf den kleineren und damit wohl quirligeren M2 warten, um adäquaten Ersatz zu finden.

ESP fördert den Fahrspaß beim BMW M4

Die ausufernde Karosserie stellt ein im Wortsinn großes Problem dar – so haben wir das schon mehrfach bei Porsche bemängelt und auch bei Ferrari feststellen müssen. Für kleine Landsträßchen werden Sportwagen wie der BMW M4 einfach zu groß. Nichts mehr mit Guerillero, der so wendig durchs Kurvendickicht huscht, dass er allen Gegnern entkommt.

Als Konsens-Star lebt der BMW die frühere Zügellosigkeit nun äußerst geregelt: Ausschweifungen sind nicht mehr vorgesehen – da ist das perfekt abgestimmte ESP vor. Wie sich der Hecktriebler an der Abrisskante der Traktion entlangbewegen lässt, das hat etwas virtuos Geläufiges. Und dabei bleibt dem Fahrer je nach Einstellung des ESP-Settings die Wahl, die Kurve im vollendeten Fluss zu durchmessen oder in Stellung Sport plus leicht übersteuernd. Nie aber drängt sich der Eindruck auf, von einer regelwütigen Elektronik an die Kandare genommen zu werden. Spaß wird hier nicht gebremst, sondern gefördert.

Die enorme mechanische Traktion samt einfacher Beherrschbarkeit und guter Rückmeldung sorgt bei der Fahrdynamik für Fabelzeiten. Hier, wo die schlechte Übersichtlichkeit der breiten Karosserie keine Einschränkung darstellt, schlenzt der BMW M4 so gekonnt um die Pylonen, dass er die früheren Zeiten eines Porsche Carrera S übertrifft. Hier wird aber auch deutlich, dass die Sportsitze trotz voluminöser Ausformung nicht optimal stützen. Zudem fehlt es an Auflagefläche für die Oberschenkel.

Die magere Ausbeute an Kritik sollte das Heer der Unheilkünder verstummen lassen. Nein, der Turbo beschwört nicht den Untergang des Fahrspaßes. Er wird weiter dem Sauger angenähert. Versuche mit elektrisch angetriebenen Ladern für noch besseres Ansprechverhalten laufen bereits. Sie könnten vielleicht schon in der nächsten M-Generation Realität werden.

Vor- und Nachteile

Karosserie

BMW M4

gutes Raumangebot vorn

ordentliche Verarbeitung

brauchbarer Kofferraum

einfache Bedienung

ausreichende Zuladung

umfangreiche Optionsliste

geringe Beinfreiheit im Fond

teils einfache Materialien

schlechte Übersichtlichkeit

keine Ladedruckanzeige

Fahrkomfort

guter Federungskomfort (Optionsfahrwerk)

niedrige Windgeräusche

komfortable Sitze

Gurt hinter den Sitzwangen schwer erreichbar

Antrieb

gutes Durchzugsvermögen

sehr gute Fahrleistungen

annimierender Sound

Ruckeln beim Einkuppeln

Fahreigenschaften

neutrales Einlenkverhalten

breiter Grenzbereich

enormes Kurvenpotenzial

hohe Tempostabilität

präzise Lenkung guter mechanischer Grip

Sicherheit

zahlreiche Assistenzsysteme

sehr gut abgestimmtes ESP

zupackende Bremsanlage

helles Fahrlicht (LED Serie)

Umwelt

an den Fahrleistungen gemessen geringer Minimalverbrauch

Start-Stopp serienmäßig

Kosten

lange Wartungsintervalle

gute Serienausstattung

hoher Preis

hohe Versicherungskosten

nur zwei Jahre Garantie

Fazit

Aus dem früheren Radikalo wurde ein Tourenwagen mit Langstreckentauglichkeit – und einem Biturbo-Sechszylinder, der brachial anschiebt. Dabei lässt sich der M4 sehr einfach sehr schnell bewegen.

Technische Daten

BMW M4 Coupé M4
Grundpreis78.200 €
Außenmaße4671 x 1870 x 1383 mm
Kofferraumvolumen445 l
Hubraum / Motor2979 cm³ / 6-Zylinder
Leistung317 kW / 431 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h4,2 s
Verbrauch8,8 l/100 km
Testverbrauch11,5 l/100 km

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BMW M4 Coupé im Test: Coupé mit mächtig Qualm (2024)

FAQs

How fast does an M4 go from 0 to 60? ›

This is the base model of the BMW M4 and it's got a BMW M4 0-60 time of 4.1 seconds.

Is the BMW M4 easy to drive? ›

Driving. When you're driving it hard, the BMW M4 doesn't feel quite as spiky and unpredictable as the old car — largely in part because of amazing levels of grip at the rear.

How fast is the BMW M4 coupe? ›

TECHNICAL HIGHLIGHTS FOR THE BMW M4 COUPE.
Acceleration 0-60 mph in seconds4.1
Top Speed in mph180

Is the BMW M4 A Good Car? ›

Highs Sweet and brutal turbocharged inline-six, clips apexes with aggressive precision, all-wheel drive Competition models gets a power bump for 2025. Lows Sometimes harsh ride, steering feedback MIA, no manual on the Competition model.

Is M4 faster than 911? ›

The 911 remains the performance underdog, giving away 123hp to the M4 and – although the Porsche's 4.2-second 0-62mph time is only three tenths slower, on road it doesn't even feel close to being close.

How fast is the BMW M4 in mph? ›

Top speed is electronically limited to 250 km/h (155 mph), but with the optional M Driver's Package, it can increase to 280 km/h (174 mph).

Is an M4 expensive to run? ›

Regardless, as with all performance cars it'll be far from cheap to run. On our real-world test route, the M4 managed an average of just 26.3mpg. Now, that fuel economy is not actually bad going by the standards of the class, but if you use the full might of the engine, you can expect it to plunge into the low teens.

Is the BMW M4 a supercar? ›

The M4 matches the performance of supercars from not long ago, hitting 62mph in 4.1sec and reaching 155mph. The most impressive figure, however, is a 0-100mph time of 8.6sec. The latest generation M3 and M4 are very quick cars indeed.

Is M4 faster than i8? ›

I8 loses to the M4 in this race. The M4 should pull away from the i8, especially after 60mph. I look at it this way: it takes the Camaro 505 hp to beat the i8 by 0.1 sec - without any turns involved. I look at it this way: it takes the Camaro 505 hp to beat the i8 by 0.1 sec - without any turns involved.

Is an M4 faster than an AMG? ›

Still, with launch control the M4 covered 0-60mph in 4.4 seconds. Between 50 and 70mph in the higher gears there was nothing in it between the M4 and C 63, although the AMG had the edge between 30 and 50mph thanks to its greater torque.

What is the full speed of M4? ›

The top speed of the BMW M4 is electronically limited to 250 km/h.

Which BMW is the fastest? ›

The BMW M5 Competition model is currently the fastest production car in the BMW lineup, going from 0 to 60 mph in 3.1 seconds. From coupes all the way up to SUV Sport Activity Vehicles®, BMW even offers a wide range of some of the fastest cars under $100k.

How much is insurance on a BMW M4? ›

Car insurance rates vary based on the make and model of the vehicle and trim levels. According to Insurance.com research, the average cost of insuring a Bmw M4 is $3,632 per year or $303 per month. However, these rates can vary depending on your location, driving history, age, and other factors.

What is so special about the M4? ›

The M4's maneuverability makes it beneficial for non-infantry troops (vehicle crews, clerks and staff officers), as well as for close quarters battle. The M4, along with the M16A4, has mostly replaced the M16A2 in the Army and Marines.

How many miles can a BMW M4 last? ›

What is Bmw M4 lifespan? The estimated lifespan of a Bmw M4 is 120,000mi, before reaching the life expectancy upper limit. Fuel type is a major factor when looking into a vehicles lifespan/life expectancy.

Is M4 the fastest BMW? ›

There's a lot more in the M4 CSL, which BMW claims is its fastest production model to lap the Nürburgring Nordschleife racetrack, but exactly how much, we can't say.

Is the BMW M3 or M4 faster? ›

Which car is faster? BMW M3 vs M4. Given that both cars utilize an identical engine and drivetrain in the current generation, depending on the transmission you choose, the M4 would be the faster car due to its weight loss over the M3.

What is the 0-60 time for the 2024 M4 Competition? ›

The extra power and automatic transmission on the M4 Competition increases the 0-60 time from 4.1 seconds to 3.8 seconds. M4 Competition models come with standard extended Shadowline exterior trim, which includes high-gloss black mirror caps and rear apron, black exhaust tips, and a black M4 Competition logo.

What BMW has 0 to 60 in 2.8 seconds? ›

BMW M3 Competition xDrive Hits 0-60 MPH in 2.8 Seconds—Car and Driver. When you drive a G80 BMW M3 Competition xDrive for the first time, your brain will need some time to recalibrate.

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